Kanzem – das Dorf
Urkundlich genannt wird die Ortsgemeinde erstmals im Jahre 1030.
Kanzem liegt landschaftlich reizvoll an der unteren Saar am Ausgang der großen Saarschleife, dem sogenannten Wiltinger Saarbogen. Dieses Teilstück der Saar wurde bis heute in einem natürlichen Zustand gehalten, so dass das alte Flussbett unverändert blieb und als Naturschutzgebiet ausgewiesen werden konnte. Durch den Ausbau der Saar und die Schaffung eines Kanals zwischen Schoden und Hamm ist Kanzem seither von der Saar umgeben und zur Insel geworden..
Adelige und kirchliche Weingüter und die daraus erwachsene Villenkultur prägen den Ort bis heute.
Beispiele hierfür sind die Villa Rautenstrauch in der Kirchstraße, das ehemalige Weingut Le Gallais in der Saarstraße und das Weingut von Othegraven –heute im Besitz der Familie Jauch-mitsamt Parkanlage am rechten Saarufer.
Ebenfalls rechts der Saar – heute im Besitz der Familie Thoma – ist das ehemalige Weingut der Prämonstratenserabtei Wadgassen erwähnenswert.
Geschichte
Einstmals luxemburgische Exklave
Von RUDOLF MOLTER
KANZEM. Die Luftaufnahme von 1936 zeigt das Dorf am linken Ufer der unteren Saar, dessen Struktur wesentlich vom Weinbau geprägt ist.
Die in alter Zeit betriebene Saarfähre wurde nach dem Bau der Flussbrücke 1929 stillgelegt. Über diese Brücke konnten die Winzer die rechts der Saar gelegene Steillage „Altenberg“ erschließen, die bis heute einen guten Ruf genießt (links im Bild). Im Hintergrund, jenseits des Saarbogens, erkennt man die Auffahrt zur Wiltinger Kupp, mit den zu Wiltingen gehörenden Weinbergen und die Höhe von Kommlingen.
Kanzem wird 1030 in einer Urkunde der Trierer Abtei St. Marien als Filialort der Mutterkirche Wiltingen erstmals erwähnt. Gemeinsam mit Wiltingen bildete der Ort seit dem Mittelalter eine Exklave des Herzogtums Luxemburg im Kurfürstentum Trier. Während Land und Leute luxemburgisch und wie in einer Insel von Trierer Gebiet umgeben waren, blieben der Saarfluss und der Leinpfad an beiden Ufern trierisch.
Die Ortsentwicklung war jahrhundertelang im wesentlichen durch kirchlichen und adligen Grundbesitz – insbesondere an Weinbergen – geprägt. Am Brückenkopf links im Bild ist der im Krieg 1945 untergegangene Gutshof von Marchant (nachfolgend Vereinigte Hospizien) mit weiteren Wirtschaftsgebäuden des Priesterseminars sowie das ebenfalls im Krieg zerstörte Stationsgebäude der 1860 eröffneten Saartalbahn zu erkennen. Auf derselben Saarseite, etwas stromaufwärts und versteckt in einer weitläufigen Parkanlage, liegt das Weingut von Othegraven, das auf ein Gut derer von Metzenhausen und von der Leyen aus dem 17. Jahrhundert zurückgeht. In der Ortslage rechts im Bild setzen zwei Villenanlagen herausragende bauliche Eckpunkte.
Am unteren Bildrand links ist dies das Weingut Le Gallais aus dem 19. Jahrhundert. Oberhalb der Brücke, gegenüber die kleinen Pfarrkirche gelegen, das ehemalige Weingut Rautenstrauch.
Die bescheidene, zu Beginn des 19. Jahrhunderts, als Kanzem zur eigenen Pfarrei erhoben wurde, errichtete Pfarrkirche St. Marien, wurde infolge schwerer Kriegsbeschädigungen 1960 restauriert und um einen massigen Chorturm erweitert. Dort sieht man noch den Dachreiter über dem Portalgiebel.
Mit dem sich anschließenden Pfarrhaus und seinem ummauerten Garten bilden die kirchlichen Gebäude ein harmonisches dörfliches Ensemble.
Das ganz eigene Profil des Ortes Kanzem und die Pflege der alten Bau- und Dorfstrukturen haben der Gemeinde in den vergangenen Jahren zahlreiche Erfolge bei Dorfwettbewerben bis hinauf auf europäische Ebene beschert.
Weitere Informationen über die Geschichte vom Kanzem erhalten Sie in unserer Online-Chronik.
Wegekreuze
In Kanzem kann der Besucher 3 Wegekreuze entdecken:
(1) Am KnotenpunktBrückenstraße/Wiltingen/Wawern steht neben einer in 1905 erbauten Kapelle ein 2,40 m hohes Altarkreuz.
(2) Zwischen Kanzem und Hammer Fähre findet sich ein etwa 1,85 m hohes Balkenkreuz auf einem Sockel mit lateinischer Inschrift. Der Sockel zeigt eine Kartusche, in deren Oval ein Anker ausgehauen ist, über der Kartusche eine Mitra und ein Krummstab. Der abgebildete Anker lässt auf die im Volksmund übliche Bezeichnung „Halfenkreuz“ schließen. Als Halfen bezeichnete man diejenigen, die vor der Zeit der Dampfschifffahrt mit ihren Pferden das , also das Schiff stromaufwärts zogen. Alte Bewohner berichten, dass die Saarschiffer beim Passieren dieser Stelle ihr Haupt entblößt und ein Gebet verrichtet hätten.
(3) Ebenfalls am rechten Saarufer, an der Mauer des ehemaligen Gutshofes des Priesterseminars, steht ein weiteres Halfenkreuz, das weder Inschrift noch Jaheszahl zeigt. Es besteht aus hellem Sandstein und ist 2,10 m hoch. G.J. Meyer weist die Entstehung der Zeit um 1700 zu. Überlieferungen zu Folge ist auf Höhe dieser Stelle ein Saarschiff untergegangen.
Dorfentwicklung
Dorfentwicklung
Dorferneuerung wird in Kanzem, wie in vielen anderen Dörfern, seit über 20 Jahren erfolgreich betrieben, von der Landesregierung gefördert, indem alte, leer stehende, dem drohenden Verfall anheim gestellte Häuser in recht großer Zahl erfolgreich renoviert, restauriert und neuen Nutzungen zugeführt wurden. Straßen und Wege wurden verbessert, Plätze entsiegelt, um- und neu gestaltet. Seit Mitte der 1995-er Jahre versuchen wir Dorferneuerung im Sinne einer Dorfentwicklung unter einem ganzheitlichen Ansatz zu betrachten und gehen seitdem neue Wege: Wir analysieren, philosophieren, agieren und setzen Prozesse in Gang, die zu einer adäquaten und sinnvollen (Weiter-) Entwicklung des Dorfes geeignet sind.
Wir bevorzugen daher die Vokabel Dorfentwicklung und halten es für das umfassendere Wort, das die Vorgänge in Kanzem besser beschreibt. Dorfentwicklung geht über die rein baulichen Aspekte hinaus und erhebt einen noch größeren Anspruch mit weiter gehenden Fragestellungen.
Auf Grund welcher Gegebenheiten kann/soll sich ein von Landwirtschaft und Weinbau traditionell geprägtes Dorf mit 600 Einwohnern wohin entwickeln, auf den Weg machen? Welches Potenzial hat das Dorf, haben die Bewohner? Welche Gedanken und Wünsche leiten die Menschen, die hier wohnen?
Auf der Grundlage dieser Fragestellungen passiert in Kanzem Dorfentwicklung, in diese Dimension haben wir den Begriff Dorferneuerung fortgeschrieben. Jedes Dorf hat von seiner Geschichte oder von seinen Standortfaktoren her unterschiedliche Voraussetzungen, besitzt seinen eigenen Charakter, setzt seine eigenen Ziele, die es gilt zu formulieren. Wir sehen die Aufgaben und Funktionen aller am kommunalen Entscheidungsprozess Beteiligten darin, alles zu tun, die gesetzten Ziele zu verwirklichen und das in Kanzem reichhaltig vorhandene Potenzial unter einem ganzheitlichen Ansatz optimal zu entwickeln und zu stärken.
Kanzem nimmt seit 1977 regelmäßig an Dorfwettbewerben auf Kreis-, Bezirks- und Landesebenen teil und errang mehrere Gold-, Silber- und Broncemedaillen.
Im Jahre 2000 wird Kanzem mit dem 2. Platz im Europäischen Dorferneuerungswettbewerb für eine ganzheitliche, nachhaltige und mottogerechte Dorfentwicklung von herausragender Qualität unter besionderer Anerkennung der erfolgreichen Umnutzung ortsbildprägender Gebäude und äußerst bemerkenswerter Initiativen im sozialen und kulturellen Breich ausgezeichnet.
Buch & Wein
Vinothek und Bücherei in Kanzem – Ein Novum an der Saar
Buch & Wein entsteht am neuen Standort in der Kirchstrasse.
Demnächst gibt es hier neue Informationen dazu.
Dorfbrunnen
Dorfbrunnen
Absolut idyllisch an der Saar gelegen ist der “ehemalige Waschplatz“ heute Treffpunkt zum Entspannen und Erholen.
Wer die Natur und den Fluss in Ihrer ursprünglichsten Form erleben will, hat hier einen wertvollen Platz gefunden.
Seit 2013 “Wiederentdeckung” als Ort zum Feiern. Am 01. Mai findet hier „Genuss am Fluss“ statt.
Ehrenmal
Ehrenmal – heute: Gedenkmal
Die Einweihung des Denkmals fand im Jahre 1937 statt. Es ist ein fast typisch zu nennendes Beispiel national-sozialistischen Kunstschaffens. DieseKunst sollte den Menschen Vorbild sein und in Gestalt möglichst genauer Körperbilder Beispiele arischer Zucht und Ordnung geben. Für diese Ideale wählte man die üblichen klassischen Orientierungshilfen in der Kunst der Antike und Renaissance und verwarf die modernen Auseinandersetzungen mit der Kunst der Primitiven (entartete Kunst). Das Denkmal zeigt junge Männer, die voller Begeisterung in die Schlacht ziehen. Es verdeutlicht in drastischer Weise die damalige Verglorifizierung von Heldentum und gerechtem (?) Kampf für Volk und Vaterland.
Katholische Pfarrkirche
Katholische Pfarrkirche
In dem als „Camesa“ bezeichneten Ort hatte die Abtei St. Marien bei Trier Zehntrechte, die ihr 1030 Erzbischof Poppo bestätigte. Das Dorf war damals bereits Filiale vom Nachbarort Wiltingen. Die 1569 genannte Kapelle wurde 1795 Pfarrkirche.
Die heutige Kirche wurde im Jahr 1814 erbaut und in 1868 durchgreifend instandgesetzt. Im Jahr 1838 wurde die Sakristei angebaut, die Ende des 2.Weltkrieges stark beschädigt wurde. Die letzte Renovierung wurde 1990-92 durchgeführt.
Die drei Altäre, Kanzel, Kommunionbank und Gestühl stammen aus der Abtei St. Marien in Trier, erworben beim Bau der Kirche. Ziemlich einheitlich in Weiß und Gold gehalten, nach Visitationsprotokoll vom Jahre 1830 von Kunstmaler Gunzheimer. Als Hochaltar dient ein großesTabernakel von Holz, 2. Hälfte des 18.Jahrhunderts, nach Brand des Altares 1868 vernichtet, danach ein neuer Kuppelaufbau mit Kreuz.
Zwei Seitenaltäre von Holz, 1725 und 1726, Akanthusranken in durchbrochener Arbeit.
Rechte Seite in der Mittelnische die Figur des Hl. Sebastianus, links die Figur einer Mutter Gottes gen Himmel fahrend. In den kleinen Nischenaufbauten links die Figur Mariens als Himmelskönigin, rechts die des Hl.Rochus. Taufstein von 1822.
Der quadratische Fuß für Wandstellung, mit Anläufen; sonst gedrückt achteckig, gotisierend. Der Messindeckel in Zeltdachform von 1937.